Bluthochdruck stellt ein enormes gesundheitliches Problem in unserer Gesellschaft dar: Jeder dritte Erwachsene in Deutschland leider unter Bluthochdruck, das sind ca. 20 Millionen Menschen.
Das Risiko für Bluthochdruck steigt mit dem Alter stark an: Im Alter zwischen 70 und 79 sind 3 von 4 Erwachsene betroffen. Also 75 %.1
Ein zu hoher Blutdruck ist ein großer Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Krankheiten und erhöht so das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall.
Leider kann man Bluthochdruck in den meisten Fällen nicht direkt spüren. Deswegen wissen viele Menschen nicht, dass sie einen zu hohen Blutdruck haben. Daher wird Bluthochdruck auch als „silent Killer“ bezeichnet, also etwas, das still und heimlich unserer Gesundheit schadet, was im schlimmsten Fall tödlich enden kann.
Die gute Nachricht: Bluthochdruck wird in erste Linie durch ungünstige Ernährungs- und Lebensgewohnheiten verursacht und mit den richtigen Maßnahmen kannst Du Deinen Blutdruck meist schnell senken.
Was ist Blutdruck?
Das Herz pumpt rund um die Uhr Blut durch unsere Adern. Blutdruck ist der Druck, der dadurch in den Gefäßen entsteht.
Blutdruck wird in mmHg gemessen und es gibt zwei Zahlen:
- Die erste Zahl ist der systolische Druck. Dies ist der maximale Druck, der während des Herzschlags entsteht.
- Die zweite Zahl ist der diastolische Druck. Dies ist der minimale Druck zwischen zwei Herzschlägen.
Was ist ein gesunder Blutdruck?
Der Blutdruck sollte idealerweise zwischen 90/60 mmHg und 120/80 mmHg liegen. Ist er niedriger, kann es zu Schwindel und Abgeschlagenheit kommen. Im schlimmsten Fall kommt es auch zu Ohnmacht und Kreislaufzusammenbruch.
Ab 130/80 mmHg spricht man von Bluthochdruck.
Warum ist hoher Blutdruck gefährlich?
Ein hoher Blutdruck richtet großen Schäden an den Blutgefäßen an.
Warum?
Du kannst es mit einem Ballon vergleichen. Pumpst Du einen Ballon immer weiter auf, steigt der Druck an. Wird der Druck irgendwann zu groß, wird der Ballon rissig und platzt.
Die Blutgefäße platzen zwar nicht mit steigendem Druck, aber sie werden von innen geschädigt. Sie werden etwas rissig und die innere Verkleidung wird uneben. Dadurch kommt es leicht zu Arteriosklerose, was umgangssprachlich auch als „Arterienverkalkung“ bezeichnet wird. Dabei kommt es zu Ablagerungen, die auch als „Plaques“ bezeichnet werden. Wenn sich so ein Plaque löst, können Blutgerinnsel die lebenswichtige Blutversorgung von Organen behindern. Dadurch kann es zu Schlaganfall und Herzinfarkt kommen, was im schlimmsten Fall tödlich enden kann.
Deswegen handelt es sich bei Bluthochdruck um einen sehr großen Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und es ist wichtig, den Blutdruck in einem gesunden Bereich zu halten.
Bluthochdruck ist vor allem langfristig problematisch
Es ist noch wichtig zu erwähnen, dass kurzzeitiger hoher Blutdruck unbedenklich ist. Problematisch wird es erst, wenn der Blutdruck rund um die Uhr für einen langen Zeitraum, also Monate bis Jahre, zu hoch ist.
Beispielsweise steigt der Blutdruck bei intensivem Sport auch bei gesunden Menschen stark an. Dies ist in der Regel kein Problem. Langfristig hilft Sport sogar, den Blutdruck zu senken. Deswegen ist Sport gut für die Herz-Kreislauf-Gesundheit.
Auch Stress kann den Blutdruck ansteigen lassen. Handelt es sich im akuten Stress, der nur kurz anhält, ist dies unbedenklich. Dauerstress kann allerdings chronischen Bluthochdruck verursachen und so der Gesundheit auf Dauer schaden.
Wie kommt es zu hohem Blutdruck?
Die Ursachen von Bluthochdruck sind nicht im Detail verstanden. Man weiß jedoch, dass Übergewicht bei der Entstehung von Bluthochdruck eine wichtige Rolle spielt: Wer übergewichtig ist, hat ein deutlich höheres Risiko für hohen Blutdruck als ein schlanker Mensch.2
Umgekehrt hilft Abnehmen dabei, den Blutdruck zu senken. Dies ist ein sehr gut beschriebenes Phänomen. Deswegen rät Dir Dein Arzt abzunehmen, wenn Du Bluthochdruck hast und übergewichtig bist.
Insulinresistenz als Ursache von Bluthochdruck
Insulinresistenz ist eine sehr häufige Ursache von Bluthochdruck.3 Insulinresistenz ist stark mit Übergewicht assoziiert. Das ist kein Wunder, denn Insulin ist ein Fettspeicherhormon und Insulinresistenz geht mit einem stark erhöhten Insulinspiegel (Hyperinsulinämie) einher.
Aber wie verursacht Insulinresistenz Bluthochdruck?
Der Mechanismus ist ganz einfach und gut verstanden: Insulin hemmt die Ausscheidung von Salz über die Nieren.4 Wenn Salz nicht mehr so gut ausgeschieden werden kann, steigt der Salzgehalt im Blut an. Dadurch steigt das Blutvolumen. Es drück also mehr Blut von innen gegen die Gefäße und der Blutdruck steigt an.
Dieses Phänomen ist auch als Osmose bekannt. Dadurch wird die Salzkonzentration im Blut (also die Menge Salz in Bezug auf das Volumen) konstant gehalten. Das ist überlebenswichtig. Denn sonst würde die Salzkonzentration im Blut ansteigen, wodurch biochemische Reaktionen beeinflusst werden würden.
Wie sinnvoll ist eine salzarme Ernährung bei Bluthochdruck?
Da Salz den Blutdruck ansteigen lässt, wird bei Bluthochdruck meist empfohlen, sich salzarm zu ernähren.
Wie sinnvoll ist das?
Eine salzarme Ernährung kann tatsächlich helfen, den Blutdruck zu senken. Allerdings nur in begrenztem Maße. Das Vermeiden von Salz kann keine blutdrucksenkenden Medikamente ersetzen.
Das Problem ist, dass eine salzarme Ernährung nicht die Ursache des Bluthochdrucks behebt: die Insulinresistenz. Denn ohne Insulinresistenz kann der Körper die Ausscheidung von Salz und den Blutdruck ganz einfach regulieren und in einem gesunden Bereich halten.
Außerdem ist Salz ein lebenswichtiger Nährstoff, dessen Zufuhr man nicht beliebig weit reduzieren kann.
Bluthochdruck mit Intervallfasten senken
Intervallfasten ist eine effektive Methode, Insulinresistenz zu verbessern. Und zwar innerhalb kurzer Zeit. Oft innerhalb weniger Wochen.
Deswegen ist es nicht verwunderlich, dass Intervallfasten auch hilft, den Blutdruck zu senken. Der blutdrucksenkende Effekt von Intervallfasten ist sehr gut untersucht. Er lässt sich in fast allen Intervallfastenstudien beobachten.
Beispielsweise in dieser Studie, die 19 Probanden mit metabolischem Syndrom umfasste. Die Teilnehmer fasteten für 12 Wochen nach 14/10. Der systolische Blutdruck sank im Schnitt um 5,1 mmHg, der diastolische Blutdruck um 6,5 mmHg.5
Achtung: Wenn Du blutdrucksenkende Medikamente nimmst, kann der Blutdruck durch Intervallfasten zu stark absinken. Besprich am besten mit Deinem Arzt, wie Du die Dosierung anpassen sollst.
Intervallfastend wirkt blutdruckregulierend
Es gibt allerdings auch Ausnahmen. In einigen Studien sinkt der Blutdruck nicht signifikant ab.6 Heißt das, dass Intervallfasten doch keine so effektive Methode bei Bluthochdruck ist?
Wenn man näher hinsieht, findet man schnell den Grund dafür. Dann wird klar, dass es sogar gut ist, dass Intervallfasten nicht immer blutdrucksenkend wirkt.
In den Studien, in den kein blutdrucksenkender Effekt beobachtet werden konnte, hatten die Probanden schon zu Beginn der Studie einen gesunden Blutdruck.
Intervallfasten senkt den Blutdruck also nur, wenn er zu hoch ist. Aus diesem Grund können auch Menschen mit normalem Blutdruck gefahrlos Intervallfasten praktizieren.
Genauer gesagt wirkt Intervallfasten also blutdruckregulierend und nicht zwangsläufig blutdrucksenkend.
Ist der blutdrucksenkende Effekt nur auf Gewichtsverlust zurückzuführen?
Intervallfasten ist eine gute Methode zum Abnehmen. Ein Gewichtsverlust führt in der Regel dazu, dass der Blutdruck sinkt.7Ist der blutdrucksenkende Effekt von Intervallfasten also nur auf die Gewichtsabnahme zurückzuführen?
Eine sehr elegant durchgeführte Studie hat dies näher untersucht.
Die Probanden praktizierten für 5 Wochen 18/6 Intervallfasten. Dabei wurde darauf geachtet, dass die Probanden kein Gewicht verloren. Sobald das Gewicht etwas runterging, wurde die tägliche Kalorienzufuhr erhöht. Trotzdem sank der Blutdruck signifikant: der systolische Blutdruck im Schnitt um 11 mmHg, der diastolische um 10 mmHg.8
Selbst wenn Du mit Intervallfasten kein Gewicht verlierst, kannst Du also von den gesundheitlichen Vorteilen profitieren.
Fazit: Intervallfasten kann den Bluthochdruck effektiv senken
Bluthochdruck ist ein primäres Symptom von Insulinresistenz und stellt einen großen Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Krankheiten dar.
Intervallfasten ist dafür bekannt, Insulinresistenz innerhalb kurzer Zeit verbessern zu können. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Intervallfasten auch bei Bluthochdruck sehr wirksam ist. Denn es setzt an der Ursache von Bluthochdruck an.
Insulinresistenz verursacht nicht nur Bluthochdruck, sondern eine Reihe weiterer Symptome wie erhöhte Blutfettwerte (Triglyceride), hartnäckiges Bauchfett, schlechte Cholesterinwerte und PCOS.
Hier erfährst Du mehr über die Symptome von Insulinresistenz.
Quellen
- 1.Robert Koch-Institut. 12-Monats-Prävalenz von Bluthochdruck in Deutschland. RKI-Bib1 (Robert Koch-Institut). Published online 2017. doi:10.17886/RKI-GBE-2017-007
- 2.Julius S, Valentini M, Palatini P. Overweight and Hypertension. Hypertension. Published online March 2000:807-813. doi:10.1161/01.hyp.35.3.807
- 3.Zhou MS, Wang A, Yu H. Link between insulin resistance and hypertension: What is the evidence from evolutionary biology? Diabetol Metab Syndr. Published online January 31, 2014. doi:10.1186/1758-5996-6-12
- 4.Brands MW, Manhiani MM. Sodium-retaining effect of insulin in diabetes. American Journal of Physiology-Regulatory, Integrative and Comparative Physiology. Published online December 1, 2012:R1101-R1109. doi:10.1152/ajpregu.00390.2012
- 5.Wilkinson MJ, Manoogian ENC, Zadourian A, et al. Ten-Hour Time-Restricted Eating Reduces Weight, Blood Pressure, and Atherogenic Lipids in Patients with Metabolic Syndrome. Cell Metabolism. Published online January 2020:92-104.e5. doi:10.1016/j.cmet.2019.11.004
- 6.Klempel MC, Kroeger CM, Varady KA. Alternate day fasting (ADF) with a high-fat diet produces similar weight loss and cardio-protection as ADF with a low-fat diet. Metabolism. Published online January 2013:137-143. doi:10.1016/j.metabol.2012.07.002
- 7.Gilardini L, Redaelli G, Croci M, Conti A, Pasqualinotto L, Invitti C. Effect of a Modest Weight Loss in Normalizing Blood Pressure in Obese Subjects on Antihypertensive Drugs. Obes Facts. Published online 2016:251-258. doi:10.1159/000445504
- 8.Sutton EF, Beyl R, Early KS, Cefalu WT, Ravussin E, Peterson CM. Early Time-Restricted Feeding Improves Insulin Sensitivity, Blood Pressure, and Oxidative Stress Even without Weight Loss in Men with Prediabetes. Cell Metabolism. Published online June 2018:1212-1221.e3. doi:10.1016/j.cmet.2018.04.010