Hyperinsulinämie: Ursachen, Folgen, Diagnose und Behandlung durch Ernährung

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Lebens- und Ernährungsgewohnheiten spielen bei der Entstehung von Hyperinsulinämie eine wichtige Rolle.

Hyperinsulinämie wird oft in einem Atemzug mit Insulinresistenz genannt. Denn sie gehen meist Hand in Hand.​1​ Hyperinsulinämie und Insulinresistenz gehen mit Übergewicht, Bluthochdruck und schlechten Blutfettwerten einher. Man spricht auch vom metabolischen Syndrom, was eine Vorstufe von Diabetes Typ 2 darstellt.

Hyperinsulinämie und Insulinresistenz werden durch moderne Lebensgewohnheiten stark begünstigt und sind Ursache vieler Zivilisationskrankheiten.​2​

Was ist Hyperinsulinämie?

Hyperinsulinämie bedeutet, dass der Insulinspiegel zu hoch ist. Man spricht auch von Hyperinsulinismus. Die beiden Begriffe werden oft synonym verwendet. Hyperinsulinämie beschreibt hingegen einen kurzzeitigen oder gelegentlich erhöhten Insulinspiegel, während man bei einem lang anhaltenden, chronisch hohen Insulinspiegel eher von Hyperinsulinismus spricht.

Wie kommt es zu Hyperinsulinämie?

Heutzutage wird Hyperinsulinämie oft durch Insulinresistenz verursacht. Denn Insulinresistenz wird durch den modernen Lebensstil stark begünstigt.

Insulin ist ein blutzuckersenkendes Hormon. Viele Diabetiker spritzen Insulin, um den Blutzucker besser zu kontrollieren. Wenn Du etwas isst, steigt der Blutzucker an. Als Reaktion darauf schüttet die Bauchspeicheldrüse Insulin aus. Insulin sorgt dafür, dass Zellen Zucker aus dem Blut aufnehmen. Dadurch sinkt der Blutzucker und ist bald wieder im Normalbereich.

Insulinresistenz bedeutet, dass die Zellen nicht mehr so gut auf Insulin reagieren. Trotz Insulin im Blut nehmen die Zellen kaum Zucker auf und der Körper hat Schwierigkeiten, den Blutzucker zu senken. Dies ist ein großes Problem. Denn ein hoher Blutzucker ist schädlich: Er verursacht beispielsweise oxidativen Stress und Entzündungen. Deswegen muss bei Insulinresistenz mehr Insulin her. Mit großen Mengen Insulin werden die Zellen also dazu gezwungen, trotzdem Zucker aus dem Blut aufzunehmen.

Deswegen geht ein zu hoher Insulinspiegel immer mit Insulinresistenz einher.​1​ Dieser Punkt ist für das Verständnis sehr wichtig. Denn wenn die Zellen nicht insulinresistent sind, nehmen sie selbst bei geringen Mengen Insulin bereitwillig Zucker aus dem Blut auf. Unter diesen Voraussetzungen würde ein ungewöhnlich hoher Insulinspiegel unweigerlich zu einer Unterzuckerung führen (was lebensbedrohlich sein kann).

Teufelskreis zwischen hohem Insulinspiegel und Insulinresistenz

Umgekehrt bedeutet dies auch, dass ein zu hoher Insulinspiegel Insulinresistenz fördert, wodurch es leicht zu einem Teufelskreis kommt:

Also, noch mal zusammengefasst: Ist der Insulinspiegel dauerhaft zu hoch, kommt es unweigerlich zu Insulinresistenz.
Bei hoher Insulinsensitivität (also ohne Insulinresistenz) ist der Insulinspiegel generell niedrig.

Wie kommt es wiederum zu Insulinresistenz? Eine häufige Ursache für Insulinresistenz sind ungünstige Ernährungsgewohnheiten. Eine Ernährung mit viel Zucker und anderen einfachen Kohlenhydraten sorgt dafür, dass der Blutzucker häufig sehr stark ansteigt. Dadurch muss der Körper viel Insulin produzieren, um den Blutzucker möglichst schnell wieder in den Normalbereich zu bringen. Auf Dauer fördern diese großen Mengen Insulin Insulinresistenz.

Auch schlechter Schlaf, zu viel Stress und Bewegungsmangel können Insulinresistenz fördern. Im ausführlichen Artikel über Insulinresistenz erfährst Du mehr über die Ursachen.

Hyperinsulinismus kann auch durch Tumore der insulinproduzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse verursacht werden. Es gibt auch eine angeborene Form des Hyperinsulinismus, die durch eine genetisch bedingte Störung bei Neugeborenen und Kindern auftritt.

Wie wird Hyperinsulinämie diagnostiziert?

Bei einer Hyperinsulinämie sind sowohl der Nüchterninsulin-Wert als auch der Insulinspiegel nach einer Mahlzeit deutlich erhöht.

Nüchterninsulin-Werte von 3 – 11 µU/ml gelten als normal. Bei Werten > 20 µU/ml spricht man von Hyperinsulinämie. Bei stark ausgeprägter Hyperinsulinämie können auch Werte von 100 µU/ml oder höher gemessen werden.

Nach einer Mahlzeit können die Insulinwerte auf über 60 µU/ml ansteigen.​3​

Da Hyperinsulinämie mit Insulinresistenz einhergeht, kommen auch Insulinresistenz-Tests bei der Diagnose zum Einsatz. Weit verbreitet ist der HOMA-Index, der mithilfe der Nüchterninsulin- und Nüchternblutzucker-Werte bestimmt wird.

Außerdem gibt es noch den oralen Glukosetoleranztest (OGTT) mit Insulin, den QUICKI Index und den McAuley Index. Auch das Triglyceride/HDL-Verhältnis gibt Aufschluss über Insulinresistenz.



Die Folgen von Hyperinsulinämie

Durch die sehr hohen Insulinspiegel kommt es (trotz Insulinresistenz) leicht zu Unterzuckerungen. Diese äußern sich durch Zittern, Schweißausbrüche und Schwindel. Betroffenen fällt es oft schwer, längere Essenspausen einzuhalten. Kurze Zeit nach dem Essen merken sie, wie ihr Blutzucker absackt und sie müssen wieder etwas essen. Leider fördert ständiges Essen ohne längere Essenspausen die Insulinresistenz (und Hyperinsulinämie) weiter, wodurch es zu einem Teufelskreis kommt.

Da Hyperinsulinämie und Insulinresistenz Hand in Hand gehen, macht sich Hyperinsulinämie durch Insulinresistenz-Symptome bemerkbar. Dazu gehören z. B. starke Müdigkeit nach dem Essen, Bauchfett und Bluthochdruck.

Hier erfährst Du mehr über die Symptome einer Insulinresistenz.

Langfristig schaden Hyperinsulinämie und Insulinresistenz dem ganzen Körper. Häufig kommt es zu einer Fettleber und die Herz-Kreislauf-Gesundheit wird beeinträchtigt.​4​ Dadurch besteht ein hohes Risiko für Arteriosklerose, Herzinfarkt und Schlaganfall.​5​

Ernährung bei Hyperinsulinämie

Die Ernährung spielt bei der Entstehung von Hyperinsulinämie und Insulinresistenz eine wichtige Rolle. Deswegen kann eine Änderung der Ernährungsgewohnheiten bei einer Hyperinsulinämie, die durch Insulinresistenz verursacht wird, sehr viel bewirken. (Bei angeborenem Hyperinsulinismus und Hyperinsulinämie durch Tumore sind andere Maßnahmen erforderlich.)

Unser Ernährungsverhalten hat großen Einfluss darauf, wie stark nach einer Mahlzeit der Blutzucker- und Insulinspiegel ansteigen. Da ein hoher Insulinspiegel Insulinresistenz (und somit Hyperinsulinämie) fördert, sollte man starke Blutzucker- und Insulinanstiege so gut wie möglich vermeiden.

Es gibt drei Makronährstoffe: Kohlenhydrate, Eiweiß und Fett. Kohlenhydrate haben mit Abstand den größten Einfluss auf den Blutzucker- und Insulinspiegel. Deswegen kann eine kohlenhydratarme Ernährung (Low Carb) bei Hyperinsulinämie und Insulinresistenz sehr erfolgreich sein.

Aber auch wann und wie viele Mahlzeiten man täglich isst, ist von Bedeutung. Längere Essenspausen helfen, den Blutzucker- und Insulinspiegel niedrig zu halten. Deswegen kann Intervallfasten bei Hyperinsulinämie sehr wirkungsvoll sein.



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Quellen

  1. 1.
    Kim SH, Reaven GM. Insulin Resistance and Hyperinsulinemia. Diabetes Care. Published online July 1, 2008:1433-1438. doi:10.2337/dc08-0045
  2. 2.
    Hamiel U, Pinhas-Hamiel O. Insulin Resistance in Chronic Disease. Contemporary Endocrinology. Published online October 15, 2019:37-51. doi:10.1007/978-3-030-25057-7_3
  3. 3.
  4. 4.
    Utzschneider KM, Kahn SE. The Role of Insulin Resistance in Nonalcoholic Fatty Liver Disease. The Journal of Clinical Endocrinology & Metabolism. Published online December 1, 2006:4753-4761. doi:10.1210/jc.2006-0587
  5. 5.
    Ginsberg HN. Insulin resistance and cardiovascular disease. J Clin Invest. Published online August 15, 2000:453-458. doi:10.1172/jci10762

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Dr. Sarah Neidler

Sarah ist promovierte Biologin und Gründerin von Clever essen. Dort zeigt sie ihren Lesern, wie sie mit Intervallfasten ihr Wunschgewicht erreichen und gesundheitliche Probleme in Angriff nehmen können. In ihrer Freizeit kocht und liest sie gerne und macht Yoga.

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